Manchmal gibt es im Leben Momente, an die erinnert man sich bis auf das kleinste Detail an diesen Tag, diesen Moment und all das was man dabei gefühlt hat. Oft sind es große Ereignisse: Das erste Treffen, der erste Kuss, Verlobungsantrag, Hochzeit, Geburt… um nur einige große Momente im Leben zu nennen.
Für mich gehört mein erster Anruf im Geburtshaus definitiv dazu. Denn damit hat eine Reise begonnen, die so gar nicht geplant war. Ich erinnere mich noch ganz genau an den Moment, als ich das erste Mal im Geburtshaus angerufen habe. Es war kalt, ich stand auf der Terrasse meiner Arbeit und bin die ganze Zeit hin und her gelaufen, weil es so unfassbar kalt und windig war.
Ich war damals auf der Suche nach einer Hebamme. Ich habe glücklicherweise von vielen Müttern den Tipp erhalten, möglichst schnell zu sein. Hebammen sind rar und besonders in unser Umgebung, muss man flott sein. Also suchte ich nach einer passenden Hebamme bei uns in der Gegend. „Ein Geburtshaus…aha…5 Sterne Bewertung. Nur 3 km von uns entfernt. Perfekt, da rufe ich an!“
Das Gespräch war sehr nett und informativ, doch dann stellt sie mir eine Frage, auf die ich irgendwie so gar nicht vorbereitet war…
“Valentina, möchtest du denn auch eine Führung unserer Räumlichkeiten? Willst du auch im Geburtshaus entbinden?” – “Hä…Was? Ne… Also…ähm… Ich wollte ins Krankenhaus…aber…ähm…ich schaue es mir gerne einfach mal an….”
Und das war die beste Entscheidung überhaupt!
Meine Vorurteile und das erste Mal im Geburtshaus
Es kam für mich irgendwie nie in Frage mein Kind im Geburtshaus zu bekommen und rückblickend kann ich euch nicht einmal den Grund nennen. Ich wurde immer nur gefragt “Und? In welches Krankenhaus geht ihr?”. Es war immer nur von einem Krankenhaus die Rede. Krankenhäuser sind für mich jedoch der persönliche Horror. Ich kann sie nicht riechen, verbinde damit immer Leid und negativen Gefühlen – fühle mich auch nicht unbedingt sicher und gut aufgehoben.
Ich habe keine Geschichte dazu, mir ist auch (zum Glück) nichts schreckliches in einem Krankenhaus widerfahren. Doch es ist einfach mein Gefühl.
Mein Vorgespräch mit meiner Hebamme im Geburtshaus lief gut. Ich fühlte mich wohl bei ihr, wir hatten eine Verbindung und ich mochte ihre Art sehr gerne. Zum Schluß schauten wir uns die Geburtszimmer an und auch hier kann ich mich noch an jedes kleine Detail erinnern. Den Duft, das Licht – mein Gefühl. Ich wusste direkt: Das ist er, der Ort an dem ich unser Kind zur Welt bringen möchte.
“Aber das ist doch viel zu gefährlich…”
Mein Mann war etwas überrascht, als ich nach dem Treffen von der Idee erzählt hatte. Fragen über Fragen und eine große Unsicherheit machte sich bei ihm breit. “Bist du sicher? So ganz ohne PDA, ohne Ärzte – aber das ist doch gefährlich…”
Nein, ist es nicht. Nicht viel „gefährlicher“ als im Krankenhaus. Bei unserem nächsten Termin war mein Mann dabei. 100 Fragen und 100 Antworten später, nickte er mir zu und ich wusste: Wir beide haben ein gutes Gefühl hier. Alle Voraussetzungen stimmten und auch mein Frauenarzt hat uns das „Go“ gegeben. Hätte ich andere Voraussetzungen gehabt: eine andere Kindslage oder andere Komplikationen, wäre ich nicht absolut sicher gewesen und hätte mich dort unfassbar wohl gefühlt, wäre das Geburtshaus auch nicht in Frage gekommen.
Schwimmt nicht mit dem Strom – handelt nach eurem Gefühl!
Natürlich müsst ihr wissen, was in einem Geburtshaus machbar ist, was nicht. Ihr müsst euch informieren. Wie immer im Leben. Und genau aus diesem Grund tippe ich auch diesen Blogbeitrag. Ich möchte nicht alle Frauen ermutigen ins Geburtshaus zu gehen. Es ist nichts für jeden, genau wie ein Krankenhaus auch nichts für jede Frau ist. Für mich persönlich, ist es aus verschiedenen Gründen keine Option gewesen.
Ich möchte euch folgendes ans Herz legen:
Besucht euer (Wunsch)Krankenhaus am Tag der offenen Tür. Schaut euch auch ein Geburtshaus an und lasst beides auf euch wirken und sprecht direkt mit einer Hebamme über die Geburt im Geburtshaus. Nur sie kann perfekt auf eure Fragen eingehen und euch ein Gefühl vermitteln.
Hätte ich damals keine Hebamme gesucht, hätte ich mir sehr wahrscheinlich kein Geburtshaus angeschaut. Ich wäre „mit dem Strom“ mit geschwommen und wäre in ein Krankenhaus gegangen. Ohne dem ganzen eine Chance zu geben. Und das ist schade! Es wäre nämlich aus reiner Unwissenheit passiert.
Meine Geburten im Geburtshaus
Ich habe überlegt, ob ich eine Art Geburtsbericht verfasse, doch ich habe mich dagegen entschieden. Ich wollte euch nicht langweilen, mit Details wann und wie meine Wehen eingesetzt haben und wie lange die Presswehen waren. Vielmehr möchte ich euch Mut machen und euch aber auch die negativen Dinge erzählen: Wie hat das Umfeld reagiert? Welche Ängste kann man wie ausschalten etc.
Wieso ich am Ende meiner ersten Geburt doch im Krankenhaus war und wieso ich mich zwei Jahre später erneut für die Geburt im Geburtshaus entschieden habe, erfahrt im zweiten Teil.
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